Wirtschaft

Tschechoslowakische Republik
Die CSR war immer ein Staat mit unterschiedlichen Nationalitäten. Beneš bemühte sich, diese Tatsache zu vertuschen. Zunächst versuchte er, das Nationalmosaik durch wirtschaftliche Maßnahmen zu verändern. Dies gelang ihm jedoch nicht, da die Minderheiten ihren Völkerkern in den Nachbarstaaten hatten. (Ausnahme: Slowaken, die aber in den Zentren der USA ihre Fürsprecher hatten).

Als der nationale Staat auf politischem Weg nicht in dem geplanten Umfang zu erreichen war, schritt Beneš zum Mittel der Vertreibung ohne besondere Rücksicht auf wirtschaftliche Kapazitäten dieser Minderheiten.

Im Jahr 1910 stellte sich die Beschäftigung wie folgt dar:
Landwirtschaft 33 %
Industrie 41 %
Dienstleistungsbereich 26 %
1910 war die Beschäftigung in der Industrie in Europa nur in England und Belgien höher. In Frankreich niedriger.

Die 1918 errichtete CSR erhielt: 20% der Fläche und 26% der Einwohner der österreich-ungarischen Monarchie. Der neue Staat erhielt auch hohe Industrieanteile wie zum Beispiel:

Porzellan 100 %
Glas, Zucker 92 %
Eisen- und Stahlgießereien, Handschuhe 90 %
Malz 87 %
Steinkohleförderung, Wolle 80 %
Bauwolle, Schuhwaren, Chemische Industrie 75 %
Leder 70 %
Papier 65 %
Metall, Maschinen 60 %
Bier 57 %
Rohstahl 55 %
Roheisen, Lebensmittel 50 %

Quelle:
Karl Sedlmeyer, Landeskunde der Tschechoslowakei


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Braunauer Land
In den GB Braunau und Wekelsdorf wurden die Flächen wie folgt genutzt:

Wald 29,9 %
Äcker 51,4 %
Wiesen, Weiden 13,1 %
Straßen, Gewässer, Bauland 5,6 %


Bis 1900 war die Landwirtschaft der Haupterwerb. Danach gewinnt zunehmend die Industrie an Bedeutung. Durch die staatlichen Maßnahmen ab 1919 und durch die Wirtschaftskrisen wird sie gemindert. Sie ist aber dennoch bis 1945 von hoher Bedeutung.

Bedingt durch Höhenlage (410 - 810 m ü.d.M.) und überwiegend rauhes Gebirgsklima gediehen nur Feldfrüchte, die keine zu großen Ansprüche stellten. Futterpflanzen, Obst und Gemüse wurden überwiegend für den eigenen Bedarf angebaut.

Bei der Viehzucht herrscht die Stallhaltung vor.

Größe der landwirtschaftlichen Betriebe:
20 ha und mehr 357 Betriebe
2- 20 ha 1.680 Betriebe
unter 2 ha 470 Betriebe

Der Wald dient als Rohstoff für Nutzholz, Grubenholz und die Papierverarbeitung.

Kohlevorkommen gab es in Jibka, Ober- und Unter Wernersdorf. In Unter Wernersdorf wurde eine zeitlang auch Kupfer abgebaut.

Berufsangehörige aufgrund der Volkszählungen im Braunauer und Wekelsdorfer Bezirk:
  1920
Anzahl
in % 1930
Anzahl
in %
Textil 8.813 22,6 9.900 25,6
Land / Forstwirtschaft 9.481 24,3 8534 22,1
Baugewerbe 2.227 5,7 2.218 5,7
Metall / Maschinen 1.887 4,8 1.825 4,7
Handel, Banken 1.370 3,5 1.717 4,4
Post, Bahn 1.775 4,6 1.696 4,4
Holz 1.132 2,9 1.324 3,4
Gewerbe / Industrie 1.999 5,1 1.283 3,3
Öffentlicher Dienst 1.208 3,1 1.274 3,3
Bekleidung 1.594 4,1 1.221 3,2
Nahrungsmittel 1.116 2,9 1.100 2,8
Steine, Bodenschätze 1.019 2,6 750 1,9
Gastgewerbe 702 1,8 692 1,8
Freie Berufe 434 1,1 379 0,9
Sonstige 1.187 3,0 1.441 3,7
Rentner 3.193 8,2 3.261 8,4


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Wichtige Säulen waren im Braunauer Land:
Die Land- und Forstwirtschaft:
Die Dörfer des Klosters sind als Bauerndörfer gegründet worden.

Die Textilindustrie:
Vor allem in der Stadt Braunau; nach der Überlieferung gründeten flämische Tuchmacher Braunau.
Braunau ist eine bedeutende Tuchmacher Stadt nicht nur in Böhmen sondern Mitteleuropa. Die Stadt war ein starkes Glied einer Kette von Reichenberg im Westen bis Mährisch Ostrau im Osten.Die Arbeit war überwiegend für den Export bestimmt.

In den Dörfern war die Leinenweberei auf der Basis des heimischen Flachses ein wesentlicher Erwerbszweig. Im 19. Jahrhundert versorgen Industrieunternehmen Weber mit dem Rohstoff Wolle und nehmen die fertige Waren ab. Weitere Verarbeitungsbetriebe in diesem Bereich waren die Bleichen und Färbereien.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Beginn der Verarbeitung von Baumwollgarn in mechanischen Webereien. Gründer dieser Betriebe sind überwiegend einheimische ehemalige Leinenhändler und Unternehmer aus dem Bauernstand.

Benedikt Schroll, aus Ruppersdorf in Halbstadt und Braunau war der größte Betrieb des früheren Österreichs und hatte 2.000 Beschäftige.

Hermann Pollack, Großdorf mit 1.280 Beschäftigen.

Moritz Schur, Märzdorf mit 400 Beschäftigten.

Franz Nowotny, Braunau, mit 270 Beschäftigen.

Weitere Betriebe mit 80 bis 200 Beschäftigten waren in:
Starkstadt, Ober Adersbach, Mohren, Deutsch Matha, Ober Wernersdorf, Halbstadt, Dittersbach, Heinzendorf und Wiesen.

Veredelung der Textilien wie Bleichen, Appreturen, Färbereien, Textildruckereien:
Vereinigte Färbereien Braunau, mit 350 Beschäftigten
Anton Drechsel, Dittersbach, mit 200 Beschäftigen
Popper, Unter Wekelsdorf, mit 100 Beschäftigten

Diese Betriebe brachten schon damals soziale Leistungen für ihre Beschäftigten:
Wohnsiedlungen, Wohnhäuser, Werksküchen, Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Kranken- und Unterstützungsfonds (spätere Pensions- und Invalidenkasse), Webereifachschule in Starkstadt, gewerbliche Berufschulen in Braunau und Fabrikfeuerwehren.

Rückgang der Bedeutung der Textilindustrie setzt ab 1919 ein. Gründe dafür sind u.a.:
  • Auflösen der österreichischen Monarchie und damit Wegfall der Absatzmärkte.
  • Allgemeine Wirtschaftskrise in den 30-iger Jahren.
  • Wirtschaftspolitik der tschechischen Republik: Keine Aufträge an deutsche Firmen.
Viele Betriebe mussten aufgeben. Die Folge waren hohe Arbeitslosenzahlen.

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Baugewerbe
Ziegeleien Kinzel, Hauptmannsdorf und Schroll Hermsdorf

Bauunternehmen:
Meier Braunau (100-150 Beschäftigte)
Wilde Braunau (200-250 Beschäftigte)
weitere Betriebe in Starkstadt, Ruppersdorf, Halbstadt und Wekelsdorf.

Chamottefabrik:
Ruppersdorf

Sandsteinbrüche:
Liebenau
Ober Adersbach (Glassandwerk)

Maschinen/Metall:
Eisengießereien Lang und Winter, Braunau
Ringel, Großdorf

Landw.Maschinenhandel:
Ringel Barzdorf und Jüptner Johnsdorf

Uhrenfabrik:
Becker/Junghans in Braunau

Reißwerkzeuge:
Scholz, Braunau

Brauereien:
Bürgerliche Brauerei Braunau (5.760 hl)
Stifts Brauerei Ölberg (9.780 hl), beide 1943 vereinigt: 23.000 hl
Erben, Starkstadt

Mühlen:
Allin, Braunau und Hofmann, Braunau
Kahler, Märzdorf

Molkereien:
Braunau und Starkstadt

Eierteigwaren:
Winter in Märzdorf

Holz
Sägewerke in Braunau, Mohren, Deutsch-Matha Wekelsdorf, Ruppersdorf, Halbstadt, und Johnsdorf
Herrschaftliche Sägen: Wapenka und Ober-Wernersdorf

Rollo - Jalousien:
Heinzel, Ruppersdorf / Hollmann, Merkel,
Rosenberg in Braunau und Starkstadt
Seidel in Birkigt

Lederwaren:
Purmann, Schuhe in Wekelsdorf
Krause, Lederwaren in Braunau

Papierwaren:
Schneider, Wenzel und Meissner in Braunau

Glasschleiferein:
In Braunau, Wekelsdorf und Großdorf

Fremdenverkehr:
In den 30-iger Jahren jährlich 60.000 Besucher, vor allem Felsenstädte in Adersbach und Wekelsdorf

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Kupferbergwerk bei Unter Wernersdorf



Letzte Grubeneinfahrt 30.04.1925 in die Kohlengrube
Unter Wernersdorf